Zu sehen sind (von links nach rechts): Sven Schumann (Stellvertretender Vorsitzender Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland), Hessens Finanzminister Professor Dr. R. Alexander Lorz, Professor Dr. Christine Laudenbach (Goethe-Universität Frankfurt) und Rainer Schwarz (Präsident der IHK Gießen-Friedberg).

Finanzkompetenz „Made in Hessen“

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat eine umfassende Bestandsaufnahme zur finanziellen Bildung in Deutschland durchgeführt. Denn Finanzkompetenzen in der Bevölkerung sind von großer Bedeutung, nicht nur aus individueller Perspektive der Menschen, sondern auch volkswirtschaftlich. Auf dieser Seite erfahren Sie, wie Hessen die Finanzbildung stärken möchte.

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Zum Hintergrund: Empfehlungen der OECD zur Finanzbildung in Deutschland

Ende September 2024 hat die OECD ihre finalen Empfehlungen für eine nationale Finanzbildungsstrategie für Deutschland vorgelegt: Die wissenschaftlichen Daten dazu zeigen, dass das durchschnittliche Finanzkompetenzniveau in Deutschland im internationalen Vergleich zwar relativ hoch ist. Es sind jedoch große Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen erkennbar. Finanzkompetenz und finanzielle Resilienz ist in bestimmten Bevölkerungsgruppen bisher weniger gut ausgeprägt.

Gerade die rasant zunehmende Digitalisierung im Finanzbereich (mobiles Banking, bargeldlose Bezahlverfahren, Online-Broker, Kryptowährung, Vergleichsportale) macht solide Finanzkompetenzen von Verbraucherinnen und Verbrauchern in immer stärkerem Maße erforderlich. Die OECD hat zudem festgestellt, dass eine höhere Finanzkompetenz das finanzielle Wohlergehen verbessert.

Hessen will als Vorreiter die Finanzkompetenz der Bevölkerung stärken

Es ist daher wichtig, die Finanzkompetenz der Bevölkerung nachhaltig zu stärken. Hessen will und wird sich zum Vorreiter in diesem Bereich entwickeln. Das Hessische Finanzministerium wird mit weiteren Partnern spezifische Programme und Initiativen direkt für die Menschen in Hessen entwickeln und dabei neue Wege gehen.

Ein erstes wichtiges Fundament für weitere Maßnahme ist der Hessenmonitor, eine vom Land beauftragte wissenschaftliche Studie des Frankfurter Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE (Sustainable Architecture for Finance in Europe). Sie beruht auf einer breit anlegten Umfrage unter rund 500 Hessinnen und Hessen im Alter von 18 bis 35 Jahren zu verschiedenen Aspekten der Finanzkompetenz.

Ergebnisse des Hessenmonitors liegen vor

Im ersten Moment erscheinen die Ergebnisse des Hessenmonitors beunruhigend. Etwa ein Drittel der befragten jungen Menschen hat finanziellen Stress, 14 Prozent können ihrer Finanzen wegen noch nicht einmal ruhig schlafen. Ihre Finanzkompetenzen variieren stark, abhängig von Bildung und Geschlecht. 38 Prozent der Befragten empfinden den Aktienmarkt als kompliziert und rund 20 Prozent verbinden ihn mit „Zockerei“.

Gleichzeitig macht die Studie aber auch Hoffnung: Über 40 Prozent der Befragten sind bereits am Aktienmarkt aktiv, ein historischer Höchststand! Die jungen Erwachsenen fangen an, sich über Geld und Finanzen auszutauschen und stehen dem Thema offen, motiviert und neugierig gegenüber. Fast zwei Drittel der jungen Leute wollen sich sogar in ihrer Freizeit mit dem Thema beschäftigen. Ein tolles Signal und ein guter Ausgangspunkt für weitere hessische Schritte.

Spannend ist dabei auch zu sehen, aus welchen Quellen die jungen Menschen ihre Informationen beziehen: Trotz aller Entwicklungen wie beispielsweise Social Media und Influencer sind noch immer Familie und Freunde die wichtigsten Informationsquellen in Sachen Finanzen.

Der komplette Abschlussbericht des Hessenmonitors steht Ihnen hierÖffnet sich in einem neuen Fenster zum Download zur Verfügung.

Hessische Schritte und Initiativen für das Jahr 2025

Auf Basis des Hessenmonitors wird das Hessische Ministerium der Finanzen in einem ersten Schritt gezielt die Finanzkompetenz von jungen Erwachsenen mit außerschulischen Angeboten in den Blick nehmen. Darauf wird unser Fokus für das Jahr 2025 liegen.

In dieser Lebensphase mit dem ersten eigenen Einkommen steht in Sachen Finanzen viel an. Die jungen Erwachsenen werden mit verschiedenen Fragen und Entscheidungen zum ersten Mal konfrontiert: Wie wirtschafte ich mit meinem Geld? Wie versichere ich mich? Wie sorge ich fürs Alter vor? Hier werden wir gemeinsam mit Partnern Angebote auf den Weg bringen, mit denen die Menschen sofort etwas anfangen können.

Seasn-App als innovatives Werkzeug

Ein Schwerpunkt unserer Initiativen wird es auch sein, die sozialen Netzwerke der jungen Menschen fit zu machen. Hierfür ist die an der Goethe-Universität in Frankfurt entwickelte und nun kostenfrei verfügbare Seasn-App ein innovatives Werkzeug. Mit dieser App gibt es endlich ein Tool, um in Familien, mit Freunden oder im Kollegenkreis fundiert über Altersvorsorge zu sprechen.

Die jungen Leute werden mit dieser wissenschaftlich erarbeiteten, unabhängigen App optimal unterstützt. Mit einem digitalen Zwilling kann man auf Zeitreise gehen, risikolos verschiedene Lebensszenarien und andere Entwicklungen zuverlässig durchspielen. Die App ist in den gängigen App-Stores kostenfrei verfügbar. Weitere Informationen zur App gibt es hierÖffnet sich in einem neuen Fenster.

Ausblick

Unser Engagement sehen wir langfristig! In den kommenden Jahren sollen über den gesamten Lebensweg der Menschen hinweg immer weitere Lerngelegenheiten identifiziert und über geeignete Kanäle passende Angebote gestaltet werden. Wir werden so immer mehr Menschen gezielt in ihren jeweiligen Lebensphasen mit Angeboten unterstützen können. Wir wollen dabei vorhandene Netzwerke, wie zum Beispiel das Arbeitsumfeld, für das Thema aktivieren und neue Netzwerke schaffen.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie zukünftig immer an dieser Stelle – bleiben Sie neugierig und schauen Sie gerne wieder vorbei! 

Die finanzielle Bildung beziehungsweise Finanzbildung beschreibt einen Prozess, durch den Finanzverbraucher und -verbraucherinnen sowie Anlegerinnen und Anleger durch Lernangebote verschiedenster Art ihr Verständnis von Finanzprodukten, -konzepten und -risiken vertiefen und lernen, fundierte Entscheidungen zu treffen.

Finanzbildung befähigt Menschen, eigenverantwortlich tragfähige Zukunftsentscheidungen in Bezug auf Finanzen zu treffen. Dies bedeutet die Fähigkeiten

  • zu reflektierten Konsumentscheidungen
  • zu Kauf-, Investitions- oder Sparentscheidungen mit mittel- bis langfristiggen Effekten
  • zum dauerhaften, effektiven Management der eigenen Finanzressourcen (zum Beispiel Kontoführung, Haushaltsplanung, Schuldenmanagement)
  • Lebensentscheidungen wie Heirat oder Familiengründung und ihre finanziellen Implikationen, etwa für die Altersversorgung, zu reflektieren
  • zum fundierten Gebrauch und zur durchdachten Beurteilung von Finanzdienstleistungen (zum Beispiel im Kontext der Altersvorsorge) und
  • zur Analyse und Bewertung der politischen Rahmenbedingungen von Finanzmärkten.

Der Prozess der Finanzbildung führt somit zur Steigerung der Finanzkompetenz. Die Finanzkompetenz ist eine Kombination aus finanziellem Problembewusstsein, Wissen, Fähigkeiten, Einstellungen und Verhaltensweisen. Sie hilft, solide Finanzentscheidungen zu treffen und damit letztlich das finanzielle Wohlergehen zu sichern.

Daneben beschreibt die finanzielle Resilienz die Fähigkeit von Einzelpersonen oder Haushalten, negativen finanziellen Schocks standzuhalten, sie zu bewältigen und sich von ihnen zu erholen.

Ansprechpartner

Sie haben Fragen oder Anregungen zur Initiative des Landes zur Finanzbildung? Kontaktieren Sie uns gerne.

Referat für Finanzkompetenzen in der Gesellschaft

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