Zu sehen sind die Teilnehmenden des Festivals für Finanzbildung mit Hessens Finanzminister Professor Dr. R. Alexander Lorz, Bundesfinanzminister Christian Linder, Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Bundesbankvorstand Lutz Lienenkämper.

Hessisches Ministerium der Finanzen

Junge Leute wollen mehr über Finanzen wissen

Fast zwei von drei jungen Erwachsenen wollen mehr über Finanzen wissen. Hiervon sind fast alle sogar bereit, Freizeit zu investieren, um ihre Finanzkompetenzen zu verbessern. Diese Aussagen stammen aus dem Hessenmonitor, einer vom Land beauftragten Studie. Umfrage, App, Bildungsfestival: Hessen möchte die Finanzkompetenz junger Leute stärken und geht mit Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft neue Wege. Hessen beteiligt sich auch an der Initiative des Bundes für eine nationale Finanzbildungsstrategie und ist als einziges Bundesland Partner des Finanzbildungsfestivals am 15. Oktober in Berlin. 

Zitate Finanzminister Professor Dr. R. Alexander Lorz:

„Der Hessenmonitor, die SEASN-App, unsere Beteiligung am Festival: Das ist Finanzkompetenz Made in Hessen. Hessen will und wird Vorreiter für starke Finanzkompetenzen in der Bevölkerung sein. Wir möchten uns mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft verstärkt um die Finanzbildung gerade auch junger Leute kümmern und werden ihnen mit gezielten Kampagnen lebensnahe Angebote machen.“

„Mit dem ersten verdienten Geld richtig haushalten, vielleicht etwas anlegen, auf ein Auto sparen oder gar eine Immobilie kaufen: Menschen sollen an den entscheidenden Stellen ihres Lebens die finanziellen Kompetenzen haben, die in dieser Lebensphase wichtig sind. Mit dem Hessenmonitor haben wir etwa 500 junge Menschen in Hessen befragt, um herauszufinden, wie sie sich informiert und gewappnet fühlen, um die eigenen finanziellen Angelegenheiten mit dem nötigen Hintergrundwissen anzugehen. Der Hessenmonitor zeigt: Junge Menschen wollen Finanzkompetenzen aufbauen.“

„Der Hessenmonitor zeigt: Junge Erwachsene wissen zu wenig über Geld. Die gute Nachricht: Sie möchten mehr wissen. Dabei wollen wir helfen und zunächst im beruflichen Umfeld der Menschen ansetzen. Wir brauchen zielgruppengenaue Angebote für konkrete Fragen. Die SEASN-App ist eine Antwort auf diese Herausforderungen. Wir werden weitere geben müssen.“

„Es muss der Anspruch Hessens sein, nicht nur den führenden EU-Finanzplatz zu beheimaten, sondern auch die Menschen in besonderer Weise zu befähigen, kompetente Finanzentscheidungen zu treffen.“

Zitat Professor Dr. Christine Laudenbach, Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE:

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass die soziale Herkunft weiterhin einen entscheidenden Einfluss auf die finanzielle Inklusion hat. Finanzielle Verhaltensweisen und Einstellungen werden stark durch das familiäre Umfeld und die soziale Umgebung geprägt, was insbesondere jungen Erwachsenen aus weniger privilegierten Verhältnissen den Zugang zu Finanzthemen erschwert."

"Die Datenlage verdeutlicht eine signifikante Kluft zwischen dem Interesse junger Erwachsener an Finanzthemen und der tatsächlichen Partizipation an formellen Bildungsangeboten. Dies erfordert eine gezieltere Ansprache, um Finanzkompetenz nachhaltig zu fördern."

“Die Ergebnisse verdeutlichen, dass geschlechterspezifische Unterschiede im Umgang mit Finanzen weiterhin tief verankert sind: Männer schätzen nicht nur ihr Finanzwissen korrekterweise höher ein, sondern beteiligen sich auch deutlich häufiger am Aktienmarkt, während Frauen insgesamt zurückhaltender agieren. Obwohl die Aktienmarktteilnahme so hoch ist wie nie zuvor, bleibt sie stark abhängig von Geschlecht und Bildungshintergrund.”

Zitat Professor Dr. Andreas Hackethal, Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE:

„Die SEASN-App folgt dem Erfolgsrezept für effektiven Kompetenzerwerb: Niederschwelliger Zugang sowie interaktives Lernen und Üben am Beispiel der eigenen Finanzen. Unsere Pilotstudie zeigt, dass die App auch zur Weitergabe von Finanzwissen im Familien-, Freundes- und Kollegenkreis gut funktioniert.“

Zitat Rainer Schwarz, IHK Gießen-Friedberg:

„Mitarbeiter, die finanzielle Zusammenhänge verstehen, können fundierte Entscheidungen treffen. Dies betrifft sowohl alltägliche Entscheidungen als auch strategische Überlegungen, die das Unternehmen langfristig beeinflussen können.“

Fragen und Antworten

Der Hessenmonitor für Finanzkompetenz ist eine vom Land beauftragte Studie. Dafür wurden knapp 500 junge Hessinnen und Hessen im Alter von 18 bis 35 Jahren vom Frankfurter Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE (Sustainable Architecture for Finance in Europe) zum Thema Finanzen befragt. 

Erste Auswertungen der Umfrage zeigen: Für junge Erwachsene ist Geld vor allem das Mittel, um sich für die Zukunft durch Rücklagen oder Investitionen abzusichern. Sie haben häufig das Ziel, im Alter finanziell unabhängig zu sein. Sparen und Anlegen, insbesondere in Wertpapiere, spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Aktienmarktteilnahme ist so hoch wie nie, allerdings investieren Männer immer noch fast doppelt so häufig wie Frauen.

Sämtliche Ergebnisse des Hessenmonitors werden voraussichtlich Anfang kommenden Jahres verfügbar sein.

73 Prozent der Befragten geben an, bisher in keinem Kurs etwas über den Umgang mit Geld gelernt zu haben. Aber mehr als die Hälfte der jungen Erwachsenen möchte mehr über Finanzthemen wie Altersvorsorge und Investitionen lernen. Aktuell informieren sich viele über das Internet, soziale Medien und Influencer. Auch Familie und Freunde sind wichtige Ratgeber. Oft fehlt es aber an Orientierung und neutraler sowie unabhängiger Information, um deren Qualität richtig einschätzen zu können.

Fast ein Drittel der Befragten berichtet von finanziellem Stress, manche können sogar nicht mehr gut schlafen. Viele junge Erwachsene fühlen sich von der Komplexität finanzieller Entscheidungen überwältigt. Das sagen fast 30 Prozent der Befragten. Dies zeigt, dass finanzielle Bildung nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Stressbewältigung unterstützen muss.

Ein besorgniserregender Trend in diesem Zusammenhang ist, dass immer mehr junge Erwachsene Geld ausgeben, das sie nicht haben. Sie verschulden sich häufiger – begünstigt durch den leichten Zugang zu Konsumkrediten und digitalen Zahlungsmöglichkeiten.

Mit dem Blick auf die eigene Zukunft sind vor allem die Themen Anlage und Vorsorge und die Angst vor steigenden Kosten, die ihren zukünftigen Lebensstandard gefährden könnten, für junge Menschen wichtig. Die derzeitigen Angebote für die Zielgruppe reichen aber nicht aus, um die eigenen Finanzen dauerhaft in den Griff zu bekommen. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die in ihrem Umfeld wenig Unterstützung bei Finanzthemen erfahren.

Die SEASN-App ist ein öffentlich gefördertes, unabhängiges und kostenfreies Tool. Sie ermöglicht, anonym und ohne großen Aufwand eine Zeitreise in die eigene finanzielle Zukunft zu starten und unkompliziert den Durchblick bei den eigenen Finanzthemen bekommen. Die App klärt auf, ob die Rente reicht oder welche Vorsorge bis dorthin getroffen werden kann. Mit einem digitalen personalisierbaren Finanzzwilling können vorkonfigurierte Lebensereignisse, Umfeldveränderungen und gängige Finanzlösungen erkundet und ein individueller Handlungsplan für die eigene Zukunft erstellt werden. Die App wurde in einer vom Hessischen Finanzministerium initiierten Feldstudie von SAFE mit der IHK Gießen-Friedberg bei jungen Menschen getestet.

Weitere Informationen zur App gibt es hierÖffnet sich in einem neuen Fenster

Das Festival für Finanzbildung am 15. Oktober 2024 in Berlin ist eine Veranstaltung des Bundesministeriums der Finanzen und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Partner sind die Deutsche Bundesbank und das Hessische Finanzministerium.

Die Veranstaltung soll mit Vorträgen, Workshops und Diskussionen durch Best-Practice-Beispiele, Methodenwissen und Neues aus Wissenschaft und Forschung informieren. Ziel des Festivals ist es, noch mehr Menschen zu motivieren, Finanzbildungsinhalte in ihre Arbeit zu integrieren und für ihre Zielgruppen zugänglich zu machen. Zahlreiche Anbieterinnen und Anbieter von Finanzbildung und solche, die es werden wollen, werden vernetzt, tauschen sich aus und lernen voneinander. 

Mehr Informationen zum Festival erhalten Sie hierÖffnet sich in einem neuen Fenster.

 

Schlagworte zum Thema