„Wir verstärken die digitale Schlagkraft der Hessischen Steuerfahndung: Mit und an der Universität Kassel richten wir eine neue Professur für Informationssicherheit ein. Dort sollen Big-Data-Spezialisten ausgebildet werden, die die Steuerverwaltung in ihrer immer komplexer werdenden Arbeit unterstützen. Rund 250.000 Euro jährlich investieren wir in das neue IT-Fachgebiet. Damit bauen wir die Kooperation mit der Uni weiter aus und setzen im dualen Studiengang Informatik mit Vertiefung IT-Forensik/ Steuerfahndung neue Maßstäbe.“ Das erklärte heute Hessens Finanzminister Michael Boddenberg.
Seit 2019 bildet die Hessische Steuerverwaltung mit der Universität Kassel dual Studierende der Informatik aus. Die jungen Frauen und Männer erfahren den praktischen Teil ihrer Ausbildung im Finanzamt Kassel II-Hofgeismar. Fünf Studierende begannen 2019, je sechs 2020 und in diesem Jahr. Nach Abschluss des Studiums sollen die Absolventinnen und Absolventen die IT-Forensik der Steuerfahndungsstelle und die Forschungsstelle für Künstliche Intelligenz im Finanzamt Kassel II-Hofgeismar unterstützen
Um die Studieninhalte IT-Sicherheit, IT-Forensik und Künstliche Intelligenz verstärkt im Lehrplan der dual Studierenden verankern zu können, wird nun mit finanzieller Unterstützung der Steuerverwaltung ein neues Fachgebiet Informationssicherheit geschaffen. „Die für die künftige Arbeit unserer IT-Spezialistinnen und -Spezialisten entscheidenden Kenntnisse können auf diese Weise gezielt vermittelt werden. Kluge und top ausgebildete junge Köpfe sind eine der wichtigsten Zukunftsressourcen unserer Verwaltung. Deshalb leisten wir bei der Nachwuchsgewinnung seit vielen Jahren eine ganze Menge und gehen dabei vielfach auch neue Wege“, erklärte der Finanzminister. „Vor Ort in Kassel geht es uns darum, mit den großen Herausforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, weiterhin Schritt zu halten. Die zentrale Aufgabe der Steuerfahndung besteht im Aufspüren von Steuerstraftaten. In diesem Zusammenhang hat die IT-Forensik für die Arbeit der Steuerfahndung eine immer größere Bedeutung gewonnen. Einerseits müssen Daten als elektronische Beweismittel für eine Steuerstraftat gewonnen und aufbereitet werden, anderseits besteht beim Finanzamt Kassel II-Hofgeismar eine hessenweit zentrale Zuständigkeit für Datenankäufe von Beweismaterial und für digitale Großverfahren. Mit beiden Aufgaben verbinden sich große Herausforderungen für die Anwendung von Informationstechnik. Hierfür stellen wir uns seit einiger Zeit neu auf, um auch in Zukunft im Kampf für mehr Steuergerechtigkeit gut gerüstet zu sein.“
Fast 50 Steuerfahnderinnen und Steuerfahnder sowie IT-Forensikerinnen und -Forensiker bilden im Finanzamt Kassel II-Hofgeismar eine schlagkräftige Einheit. Zudem wurde eine Forschungsstelle für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Steuerverwaltung eingerichtet. „Da liegt es nahe, dass die Hessische Steuerverwaltung auch ihr neues Duales Studium in Kassel ansiedelte. Die Universität Kassel ist für uns ein starker Partner, mit einem sehr guten Lehrangebot in Informatik. Der Hochschulleitung und den Lehrenden vor Ort möchte ich für diese besondere Kooperation herzlich danken. Wir brauchen fortlaufend neueste Methoden und Leute, die mit ihnen umgehen können. Auch dank dieser Zusammenarbeit gelingt es uns, Steuervergehen digital immer erfolgreicher aufzudecken, wie etwa die Auswertung der Panama Papers jüngst gezeigt hat“, so Michael Boddenberg.
Jürgen Roßberg, Oberfinanzpräsident der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main erklärte: „Ich freue mich über die Kooperation mit der Universität Kassel und die hiermit verbundene Eröffnung neuer Möglichkeiten, nachhaltige Impulse für die Verwaltungsdigitalisierung zu setzen. Diese Zusammenarbeit stellt eine Ergänzung anderer IT-Projekte dar, die beim Finanzamt Kassel II-Hofgeismar bereits erfolgreich etabliert sind. Durch die wissenschaftlich akademische Verzahnung werden, auch für die laufenden Vorhaben, zusätzliche Nutzeneffekte geschaffen.
Gleichzeitig unterstreicht diese Kooperation die steigende Bedeutung der Informationssicherheit.“
Prof. Dr.-Ing. Peter Zipf, Studiendekan des Fachbereichs Elektrotechnik/Informatik an der Universität Kassel, erklärte: „Wir nehmen die ersten Jahrgänge der Studierenden aus der Finanzverwaltung als motiviert und leistungsstark wahr. Es freut mich, dass wir ihnen mit der neuen Professur künftig ein noch breiteres Fundament für das Studium bieten können.“
Der Dekan des Fachbereichs, Prof. Dr.-Ing. Axel Bangert, hob hervor, dass das Lehrangebot der neuen Professur allen Studierenden, nicht nur jenen aus den Finanzbehörden, zugutekommen wird: „Ein Informatik-Studium bei uns eröffnet vielseitige Berufschancen und bietet die Möglichkeit, je nach Neigungen auch Bereiche der Elektrotechnik oder anderer Disziplinen einzubinden.“ Darüber hinaus wird die künftige Professur auch Forschungs-Impulse setzen, die an hochkarätige Schwerpunkte an der Universität Kassel anschließen können.
Die neue Professur soll nun zügig ausgeschrieben und besetzt werden.