Finanzminister Professor Dr. R. Alexander Lorz spricht im Plenum des Hessischen Landtags am 12. Dezember 2024.

Hessisches Ministerium der Finanzen

Hessische Steuerverwaltung setzt auf Künstliche Intelligenz

Panama Papers, Paradise Papers und Pandora Papers – drei prominente Beispiele für große Daten-Leaks, deren Daten in der Forschungsstelle Künstliche Intelligenz (FSKI) im Finanzamt Kassel erfolgreich ausgewertet wurden. Was Massendatenverarbeitung in der Hessischen Steuerverwaltung alles leisten kann, ist heute Thema im Plenum des Hessischen Landtags.

Zitate Finanzminister Professor Dr. R. Alexander Lorz:

„Begriffe aus Zukunftsromanen sind in Hessen längst Wirklichkeit geworden. Die Hessische Steuerverwaltung hat das Potential von Künstlicher Intelligenz früh erkannt und mit dem Aufbau der Forschungsstelle Künstliche Intelligenz seit 2019 konsequent umgesetzt. KI ist in der Hessischen Steuerverwaltung deshalb längst greifbare Realität.“

„Von der Verarbeitung großer Datenmengen über die Sprachverarbeitung bis hin zur autonomen Entscheidungsfindung – Künstliche Intelligenz verändert die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, fundamental. Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger Forschung, Innovation und Mut zur Veränderung.“

„Dass es sinnvoll ist, dieses Potential auch zielgerichtet in der Verwaltung auszuschöpfen, haben wir früh erkannt. Die Forschungsstelle Künstliche Intelligenz setzt KI zielgerichtet ein, um automatisierte Prüfprozesse zu optimieren und damit die Qualität der Steuerverwaltung nachhaltig zu verbessern; um mit der Automationsunterstützung bei der Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs noch erfolgreicher zu sein; sowie um verschiedene Massendaten noch zielgerichteter und schneller auszuwerten.“

„Die FSKI trägt dazu bei, mit Software-Lösungen aus Kassel die Steuerverwaltung noch besser aufzustellen und das nicht nur in Hessen, sondern auch bundesweit. Für die spannenden Aufgaben der Zukunft ist die Hessische Steuerverwaltung gerüstet, denn gemeinsam mit der Universität Kassel als Partner bieten wir unseren IT-Spezialistinnen und -Spezialisten von morgen eine optimale Ausbildung.“

„Wie groß die Masse an Daten auch sei: Unterstützt durch unsere IT-Expertinnen und -Experten finden unsere Steuerfachkolleginnen und -kollegen jeden, der sich dahinter verstecken will.“

Fragen und Antworten

Die FSKI besteht aus Spezialistinnen und Spezialisten der Informatik (IT), der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Steuerfahndung. Sie entwickelt IT- und KI-Lösungen für die Steuerverwaltung. Die Forschungsstelle wurde 2019 mit 10 Beschäftigten für die Massendatenauswertung der Panama Papers gegründet. Die FSKI entwickelte dafür ein System, das in der Lage ist, Massendaten zu durchsuchen und auszuwerten. Mittlerweile arbeiten über 30 Beschäftigte in der FSKI. Im kommenden Jahr soll die FSKI weiter ausgebaut werden. 

Mit Hilfe des von der Forschungsstelle entwickelten Systems konnten die Panama und Pandora Papers so erfolgreich ausgewertet werden, dass im Folgenden die Nachforderung von Millionenbeträgen weltweit möglich war. Zudem hat die FSKI eine Anwendung geschaffen, die Betrug beim Bezug von Coronahilfen vermeiden sollte und eine geregelte Auszahlung erst ermöglicht hat. Aufgrund der Grundsteuerreform wurde ein System zur Berechnung der Hebesatzempfehlungen für die Kommunen und eine Anwendung mit generativer KI zur Unterstützung bei der Rechtsbehelfsbearbeitung für die Finanzämter entwickelt. 

Die kontinuierliche Modernisierung der Hessischen Steuerverwaltung, die Optimierung von Arbeitsprozessen und ein noch zielgerichteterer Service für Bürgerinnen und Bürger sowie die Reduzierung von Bearbeitungszeiten sind Ziele, die die Hessische Steuerverwaltung mit der Nutzung von KI erreichen möchte. 

Zeitgleich mit der Gründung der FSKI hat die Hessische Steuerverwaltung in Kooperation mit der Universität Kassel auch ein Studium im Praxisverbund im Fachbereich Informatik ins Leben gerufen. Dabei wird den Studierenden an der Universität Kassel das gesamte Spektrum der wissenschaftlichen Lehre vermittelt, während sie in den Praxisphasen in IT-Projekte und die Arbeitsabläufe der FSKI eingebunden werden. Der Bereich der IT-Forensik der Steuerfahndung bildet ebenfalls einen Schwerpunkt der Ausbildung im Finanzamt. Ziel der vielfältigen Maßnahmen ist die Gewinnung und langfristige Bindung von hochqualifiziertem Personal für die Hessische Steuerverwaltung. Mit der bedarfsgerechten Einstellung und der breitgefächerten Ausbildung im Verbund mit der Universität schreitet die Digitalisierungsoffensive in Hessen beispielgebend voran. 

Nicht nur, aber auch als Konsequenz herausgehobener Studienabschlüsse in den eigenen Reihen wird seit dem Wintersemester 2022/2023 – neben dem Bachelorstudium – die Möglichkeit der Förderung des Masterstudiengangs angeboten. Damit soll es auch in Zukunft gelingen, die personelle Weiterentwicklung der FSKI auf hohem Niveau sicherzustellen. Derzeit werden über 20 dual Studierende bei der FSKI in der Informatik ausgebildet.

Die Zusammenarbeit und der direkte Austausch mit der Universität Kassel bilden wertvolle Synergieeffekte: Durch diese einzigartige Kombination gibt es die Möglichkeit, hochqualifizierte Fachkräfte auszubilden, die sowohl akademisches Wissen als auch praktische Erfahrung in die Steuerverwaltung einbringen können. Dazu kommt, dass das Finanzamt Kassel seit vielen Jahren zentral mit der IT-geneigten Spezialaufgabe des Datenankaufs sowie der Leak-Bearbeitung betraut ist.