Das Hessische Landeskriminalamt und Hessen Mobil bekommen in Wiesbaden einen Neubau. Dieser soll Ende 2023 an das Land übergeben und langfristig angemietet werden. Der Mietvertrag mit der OFB Projektentwicklung GmbH (OFB) soll in den kommenden Tagen unterschrieben werden. Der Neubau wird Teil des bereits bestehenden Behördenzentrums Schiersteiner Berg. Die OFB wird schon Anfang Februar mit vorbereitenden Arbeiten beginnen, um dort zwei in die Jahre gekommene und mittlerweile leerstehende Gebäude (das ehemalige Sozialministerium sowie ein Kantinengebäude) abzureißen und einen Neubau für rund 1.000 Beschäftigte zu errichten. Das LKA kann dadurch seinen am Schiersteiner Berg bereits bestehenden Hauptsitz ausbauen und seine auch über Interimsanmietungen verteilten Beschäftigten dort zusammenziehen. Hessen Mobil wird mit seinem Hauptsitz und der Außenstelle Wiesbaden dort einziehen. Beide Einheiten des Straßen- und Verkehrsmanagements des Landes sind derzeit getrennt untergebracht – in Immobilien mit 2023 und 2024 auslaufenden Mietverträgen.
„Hessen setzt auf Sicherheit. Noch mehr Sicherheit heißt mehr Personal, das wir mit der langfristig angelegten Sicherheitsoffensive des Landes einstellen. Die Beschäftigten benötigen Platz und optimale Arbeitsbedingungen. Die soll das LKA mit dem Neubau am Schiersteiner Berg bekommen. Es ist gut, diese wichtige Landesbehörde an einem zentralen Ort zu stärken. Auch Hessen Mobil wird durch die Zusammenlegung von Zentrale und Außenstelle gewinnen“, sagte Hessens Finanzminister Michael Boddenberg. Das Finanzministerium und der ihm nachgeordnete Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) haben die Verhandlungen mit der Helaba-Tochter OFB und der Stadt Wiesbaden geführt. „Die OFB kennen wir aus einer ganzen Reihe von Projekten. Ich bin ihr und der Landeshauptstadt Wiesbaden dankbar für die gute Zusammenarbeit. Für den Neubau wird ein Gold-Standard für nachhaltiges Bauen angestrebt. Wir geben damit im doppelten Sinne ein nachhaltiges Bekenntnis des Landes zu diesem Behördenstandort und für die Entwicklung eines in die Jahre gekommenen Quartiers“, sagte Boddenberg.
„Seit über 75 Jahren trägt das Hessische Landeskriminalamt entscheidend zur Sicherheit unseres Landes bei. In dieser Zeit hat sich die Kriminalitätsbekämpfung kontinuierlich weiterentwickelt und geht heutzutage mit modernsten Mitteln altbekannten Straftaten wie dem Einbruchsdiebstahl oder aber auch neueren Deliktsformen im Tatort Cyberraum nach. Als koordinierende Zentralstelle in der Kriminalitätsbekämpfung leisten die Experten des HLKA täglich ihren Beitrag, damit die Hessinnen und Hessen in Sicherheit leben können. Der Neubau wird den gewachsenen Aufgaben Rechnung tragen und in unmittelbarer Nähe zum Stammhaus über 400 weitere moderne Arbeitsplätze für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landeskriminalamtes schaffen“, so Innenminister Peter Beuth.
„Hessen Mobil wandelt sich von der reinen Straßenbau- zur Mobilitätsbehörde mit zahlreichen neuen Aufgaben wie Schienenverkehr, ÖPNV und Nahmobilität“, sagte Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir. „Im neuen Behördenzentrum werden nicht nur alle Wiesbadener Standorte von Hessen Mobil zusammengeführt, die Beschäftigten bekommen auch eine zeitgemäße Arbeitsumgebung, in der sie ihre verantwortungsvolle Tätigkeit für einen sicheren und flüssigen Verkehr und die Mobilität von morgen optimal erfüllen können.“
Der von der OFB geplante Büroneubau sieht ein 14-geschossiges Gebäude mit einem siebengeschossigen Sockelbau vor, welche einen Innenhof umschließen und die mit zwei Tiefgaragenebenen unterkellert sind. Er soll rund 31.000 m² Büro- und Kantinenfläche, knapp 3.000 m² Lagerfläche und fast 350Tiefgaragenstellplätze haben. Ein entsprechender Bauantrag wurde bereits gestellt.
Der Neubau erfüllt alle wesentlichen Bedarfe der Nutzer und vor allem die Sicherheitsanforderungen des LKA. Der Sockelbau wird mit dem bisherigen Standort des LKA über eine zweigeschossige Brücke verbunden werden, um die aus Sicherheitsgründen und organisatorisch wichtige enge Verzahnung aller vom LKA belegten Bereiche weiterhin sicherzustellen.
Klaus Kirchberger, Vorsitzender der Geschäftsführung der OFB Projektentwicklung, sagte: „Wir sind sehr erfreut über das positive Votum der Landesregierung und über die Fortsetzung unserer erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Land Hessen. Das Behördenzentrum Schiersteiner Berg hat für die Landeshauptstadt Wiesbaden eine enorme Bedeutung sowohl als Behördenstandort wie auch aus der wirtschaftlichen Perspektive. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, haben wir mit dem geplanten Neubau einiges vor: Hier wird ein nachhaltiges, effizientes und zukunftsgerechtes Gebäude entstehen, das den Anforderungen an die moderne Arbeitswelt in jeder Hinsicht gerecht werden wird.“
Die Stadt Wiesbaden, die ihrerseits aus städtebaulichen Gründen eine umfassende Quartiersentwicklung und insbesondere Nachverdichtung des Areals verfolgt, unterstützt das Projekt. Der zwischen OFB und der Stadt Wiesbaden vorbesprochene Masterplan greift eine Vielzahl von Anforderungen der Stadt auf, etwa die Wünsche nach einer offeneren Quartiersgestaltung, einem zentralen Boulevard und einer deutlichen Verdichtung. Dies hat im Mai 2020 bereits Eingang in ein Aufstellungsverfahren zum neuen Bebauungsplan „Südlich der Dostojewskistraße“ gefunden. Die Neuentwicklung des gesamten Behördenstandortes am Schiersteiner Berg hat große städtebauliche Bedeutung für die Landeshauptstadt.
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende sagte: „Als Landeshauptstadt ist es für uns von großer Bedeutung, den Behörden des Landes möglichst gute Rahmenbedingungen zu gewähren und eng mit dem Land zu kooperieren. Die geplanten Neubauten für das LKA und Hessen Mobil stärken Wiesbaden als attraktiven Standort.“
Stadtplanungs- und Baudezernent Hans-Martin Kessler ergänzte: „Für die Landeshauptstadt Wiesbaden ist der Neubau ein wesentlicher Entwicklungsbaustein für die städtebauliche Modernisierung des gesamten Areals südlich des Konrad-Adenauer-Rings vom Gewerbeband der Schiersteiner Straße bis zum Sportpark Rheinhöhe. Die Neubebauung des Behördenbergs reagiert auf den sanierungsbedürftigen Zustand der vorhandenen Gebäude sowie auf die hohe Nachfrage nach Büro- und Verwaltungsflächen in Wiesbaden auch durch das Land Hessen.“
Das Land beabsichtigt, in den kommenden Tagen den Mietvertrag zu unterschreiben. Der Haushaltsausschuss des Landtags wurde umfassend über das Projekt informiert. Das Land mietet den Neubau für knapp 30 Jahre. Die Miete beträgt anfänglich monatlich rund 735.000Euro. Der Durchschnittsmietpreis von derzeit 19,88Euro/m² ist in Wiesbaden für ein solches Objekt marktüblich. Jährlichen Mietkosten von rund 8,8 Millionen Euro werden Einsparungen von rund 4,1 Millionen Euro durch den Wegfall bisheriger Mietzahlungen gegenüberstehen. Die Übergabe des Neubaus ist für das 4. Quartal 2023 vorgesehen.
Wegen der langfristigen Bedeutung dieses Projekts wurde BNP Paribas Real Estate Consult GmbH (BNP), ein führender deutscher und internationaler Immobiliendienstleister, mit der wirtschaftlichen Beurteilung der vorgesehenen Anmietung beauftragt. BNP weist die von der OFB angebotene Anmietung als wirtschaftlich für das Land aus. Die dringlichen Unterbringungsbedarfe der Landesdienststellen können durch einen Neubau vollständig und dennoch flächeneffizient gedeckt werden, wodurch eine optimale Unterbringung der betroffenen Dienststellen gewährleistet werden kann. Eine Sanierung der nicht mehr zeitgemäßen Gebäude würde sich demgegenüber nicht wirtschaftlich darstellen lassen.
Der Präsident des Hessischen Rechnungshofs hat das Projekt in seiner Eigenschaft als Landesbeauftragter für die Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung begleitet.