„Die Übernachtungsstätte für obdachlose Menschen im Ostpark ist ein beachtliches Projekt, das in diesem Jahr völlig zu Recht als Vorbildlicher Bau in der Preiskategorie Soziale Infrastrukturen ausgezeichnet wurde,“ erklärte Hessens Finanzminister Michael Boddenberg bei seinem Besuch im Frankfurter Ostpark. Gemeinsam mit Marcus Gwechenberger, Dezernent für Planen und Wohnen der Stadt Frankfurt am Main und der Präsidentin der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, Brigitte Holz, enthüllte er am Gebäude die Siegerplakette Vorbildliche Bauten. Träger der Einrichtung ist der Frankfurter Verein für soziale Heimstätten e.V., kurz: Frankfurter Verein.
„Unter den vielen tollen Konzepten und Projekten, die für den diesjährigen Staatspreis unter dem Motto ‚Gesellschaft, Stadt und Land vernetzen‘ eingereicht wurden, sticht die Übernachtungsstätte im Ostpark besonders hervor. Denn hier an der Stelle, wo in früheren Jahren in der Not erst Zelte und später Container aufgestellt waren, ist nach einem Gestaltungsprozess mit vielen beteiligten Akteuren ein Bauwerk entstanden, das den speziellen Anforderungen der Nutzung passgenau und geschickt gerecht wird. Nicht zuletzt die Obdachlosen selbst haben hier Gehör gefunden und ihre Bedürfnisse – etwa nach Privatsphäre und hohem Freiheitsgrad – wurden ernst genommen. Gleichzeitig ist die Übernachtungsstätte sehr funktional ausgelegt: Beim Bau wurden robuste und langlebige Materialen verwendet, man hat großen Wert auf Flächeneffizienz gelegt und die Inneneinrichtung ist schlicht gehalten“, sagte Finanzminister Michael Boddenberg. „Trotzdem ist die Übernachtungsstätte kein Zweckbau, der irgendwo in der Ecke zwischen Park und Bahngleisen versteckt wird, sondern ein absoluter Hingucker, der den denkmalgeschützten Park nicht nur ästhetisch aufwertet. Dass in dem Gebäudekomplex auch noch ein neues Vereinsheim für den ortsansässigen FFC Olympia 07 und für alle Parkbesucherinnen und -besucher ein öffentliches Café und frei zugängliche Sanitäranlagen untergebracht wurden, zeigt auf wunderbare Weise, wie Zusammenleben möglich ist.“
Marcus Gwechenberger, Dezernent für Planen und Wohnen der Stadt Frankfurt am Main: „Ich freue mich sehr, dass die Obdachlosenunterkunft am Ostpark mit dem hessischen Staatspreis für Architektur und Städtebau 2023 ausgezeichnet wurde. Das Gebäude bietet einen Ort, an dem obdachlose Menschen ankommen können und vom Frankfurter Verein für soziale Heimstätten umfassende Unterstützung erhalten. Sie erhalten hier Perspektiven und Hilfen, um später wieder in eine eigene Wohnung zu ziehen und eine Arbeit aufzunehmen.“
Brigitte Holz, Präsidentin der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen: „Gute Infrastrukturen, denen sich der Staatspreis Vorbildliche Bauten in diesem Jahr widmet, sind weit mehr als der qualitätvolle Bau sozialer, grün-blauer oder technischer Anlagen. Sie sind der Kit unserer Gesellschaft und wesentlicher Teil einer gemeinwohlorientierten, resilienten und zukunftsfähigen Daseinsvorsorge. An der Übernachtungsstätte für Obdachlose im Frankfurter Ostpark wird dies sehr deutlich. Hier stimmt einfach alles, die wundervolle Lage im Park, das sehr differenzierte äußere und innere Erscheinungsbild der Einrichtung, die denjenigen, die sie aufsuchen, ein wenig ein zu Hause bietet und ihre Lebensqualität fördert. Die Übernachtungsstätte strukturiert ihr Zusammenleben und ermöglicht Teilhabe an der Gesellschaft. Mitten im Stadtpark wird gewohnt und das nicht privilegiert. Dies ist einmalig und hat die Jury sehr beeindruckt.“
„Wertschätzung“, so Christine Heinrichs, stellvertretende Geschäftsführerin des Frankfurter Vereins, „ist für Menschen in Not – und das sind obdachlose Menschen – besonders bedeutsam. Deshalb sind wir der Stadt und der Stadtgesellschaft dankbar, dass sie einen so besonderen Ort für Menschen ermöglicht hat, die meist am Rande der Gesellschaft und ohne jede Wertschätzung leben“.