Scope hebt unter anderem die solide Haushaltspolitik, das starke Engagement für die Schuldenbremse und das ausgezeichnete Finanz- und Liquiditätsmanagement des Landes hervor. Auch Hessens wirtschaftliche Aussichten werden positiv bewertet.
Zitat Finanzminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz:
„Das gute Ergebnis von Scope ist eine weitere Bestätigung unserer vernünftigen Haushaltspolitik und des finanzpolitischen Weges, den wir in Hessen bereits vor Jahren eingeschlagen haben. Das Besondere an diesem Rating ist aber nicht nur das Resultat, sondern auch der Verfasser: Mit Scope drängt gerade erstmals eine europäische Ratingagentur mit deutschem Hauptsitz auf den Markt. Diese Entwicklung unterstützen wir gerne – und profitieren dabei von den Vorteilen eines weiteren guten Ratings für Hessen.“
Im ersten Ratingbericht, der in der Nacht zu Samstag von Scope veröffentlicht wurde, wird die Einstufung des Landes wie folgt begründet (eigene Übersetzung aus dem Englischen):
„Hessens individuelle Bonitätsstärken sind: i) eine solide Haushaltsführung mit wiederkehrenden operativen Überschüssen und einem starken Engagement für die Schuldenbremse; ii) ein konservatives Schulden- und Liquiditätsmanagement mit einem ausgezeichneten Marktzugang und einem gleichmäßigen Schuldenprofil; iii) niedrige Eventualverbindlichkeiten mit einem gut ausgestatteten Pensionsfonds; und iv) eine überdurchschnittliche Flexibilität bei den Einnahmen.“
Scope weist aber auch auf Risiken hin. Als Herausforderungen für die Landesregierung nennt die Ratingagentur die eingeschränkte Flexibilität bei den Ausgaben und den breit angelegten Ausgabendruck. Insbesondere entstünden Risiken durch Personalkosten, welche einen großen Teil der Haushaltsausgaben ausmachen.
Fragen und Antworten:
Müssen sich Bundesländer von einer Ratingagentur bewerten lassen?
Nein, Hessen ist nicht verpflichtet, sich von einer Ratingagentur bewerten zu lassen. Allerdings ist ein Rating am Kapitalmarkt Voraussetzung dafür, dass Anleihen des Landes bei Investoren national und international vermarktbar sind. Investoren benötigen für Ihre Investmententscheidung ein anerkanntes Rating. Ratings führen auch zu einer Vergleichbarkeit. Deshalb lassen sich alle Bundesländer von mindestens einer Ratingagentur bewerten.
Seit wann wird Hessen von einer Ratingagentur beurteilt?
Während Scope in diesem Jahr erstmalig mit dem Rating beauftragt wurde, lässt Hessen seine Kreditwürdigkeit bereits seit 2000 von der amerikanischen Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) bewerten.
Warum lässt sich Hessen von Ratingagenturen bewerten?
Mit den Ratings wird Hessens Bonität als Schuldner von einem unabhängigen Gremium – bestehend aus Finanzexperten – offen und objektiv dokumentiert. Mit den ausführlichen Analysen der finanzpolitischen und wirtschaftlichen Situation können Kapitalgeber im In- und Ausland das Risiko beim Erwerb von Anleihen des Landes besser einschätzen. Die Transparenz zahlt sich aus: Je besser das Rating, desto niedriger sind die so genannten Spreads (Auf- oder Abschläge zu den Kapitalmarktzinsen), die das Land für seine Anleihen bezahlen muss.
Warum eine europäische Ratingagentur?
Die großen amerikanischen Ratingagenturen – neben S&P sind das noch Moody’s und Fitch – sind insgesamt ein unverzichtbarer Teil der internationalen Finanzmärkte. Ihre beherrschende Marktmacht und Rolle in der Finanzkrise 2007 werden aber auch kritisiert. Für viele Europäer war das Vorgehen der amerikanischen Ratingagenturen während der Eurokrise problematisch. Auch deshalb gibt es bereits seit Jahren Bestrebungen, eine europäische Alternative als Gegengewicht zu den amerikanischen Ratingagenturen aufzubauen. Diese Bestrebungen haben in der jüngeren Vergangenheit Aufwind erhalten durch die erstmalige Zulassung der europäischen Ratingagentur Scope zu Bonitätsbewertungen im Eurosystem.