Hessens Finanzminister Michael Boddenberg

Im Gespräch mit Michael Boddenberg

In der Juni-Ausgabe des "Hessischer Finanzer" spricht Michael Boddenberg über seine ersten Wochen im Amt, aktuelle Herausforderungen und die Zusammenarbeit mit der Deutschen Steuer-Gewerkschaft (DSTG) Hessen.

Wie erleben Sie die Hessische Finanz- und Steuerverwaltung in den ersten Wochen nach ihrem Amtsantritt, gerade auch unter dem Eindruck der Corona-Krise?

Der unerwartete Tod von Thomas Schäfer, der auch mich tief getroffen hat, prägt natürlich die Anfangszeit in meinem neuen Amt stark. Die große Anteilnahme am Tod war und ist spürbar. Hinzu kommt die aktuelle Pandemielage durch das Coronavirus, die uns alle in ihrer Dynamik und Reichweite in einem Umfang fordert, der vorher so für niemanden absehbar war. Aus diesen Gründen ist es für mich eine emotionale und gleichzeitig sehr arbeitsintensive Zeit. Mein neues Amt gehe ich aber nicht nur mit viel Tatendrang, sondern auch mit viel Zuversicht an. Hessen ist ein starkes Bundesland. Und nur gemeinsam sind wir stark. Dieser Grundsatz sollte uns deshalb auch zukünftig in unserem Handeln leiten.

Die Hessische Finanzverwaltung ist gut aufgestellt. Das haben die bisherigen Herausforderungen in der Corona-Krise einmal mehr gezeigt. Ich erlebe eine gewohnt zupackende und zuverlässige Verwaltung. Dadurch schaffen wir es, den für das Allgemeinwohl so unerlässlichen Dienstbetrieb auf allen Ebenen bestmöglich aufrechtzuerhalten. Insbesondere in den Finanzämtern ist die Arbeitsbelastung in vielen Bereichen auf Grund der Corona-Krise sehr hoch. Doch die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bis hoch zu den verantwortlichen Führungskräften, leisten einfach eine bemerkenswert tolle Arbeit. Für ihren Einsatz möchte ich allen unseren Beschäftigten auch auf diesem Weg erneut herzlich danken. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir diese Ausnahmesituation auch weiterhin gemeinsam gut meistern werden.

Sie verkörpern Optimismus bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen und geben den Menschen damit Halt und Zuversicht. Was stärkt Ihre Hoffnung, dass wir die Krise wirtschaftlich und gesellschaftlich gut überstehen werden?

Hessen ist nicht nur ein schönes, sondern auch ein erfolgreiches Bundesland. Unsere Bürgerinnen und Bürger und die Unternehmen stehen für Leistungsfähigkeit und Wirtschaftskraft. Die Landesregierung hat – gemeinsam mit dem Bund – in der Corona-Krise, schnell gehandelt. Finanzielle Hilfen, aber auch steuerliche Sofortmaßnahmen, die von unserer Steuerverwaltung administriert werden, helfen direkt dort, wo sie gebraucht werden. Das Land gut durch die Krise zu führen und finanzielle Schieflagen insbesondere der hessischen Unternehmer so weit wie möglich zu kompensieren sind die gemeinsamen Ziele. Hessen wird deshalb auch einen zweiten Nachtragshaushalt auf den Weg bringen. Wir lassen die Unternehmen und damit die Menschen in unserem Land nicht alleine. Das ist die zentrale Botschaft hinter unseren Hilfen. Eine Botschaft, die Halt und Zuversicht vermittelt. Gemeinsam werden wir auch diese Krise überstehen. Daran zweifele ich nicht.

Was kann jeder Einzelne von uns – speziell auch in den Ämtern und Verwaltungen – dazu beitragen?

Vernunft und Solidarität sind gerade in diesen Zeiten überaus wichtig. Darauf hat ja auch unsere Bundeskanzlerin immer wieder zurecht hingewiesen. Dies kann ich nur doppelt unterstreichen. Füreinander einstehen und aufeinander achten. Auch die Einhaltung der Hygieneregeln und des Abstandsgebots sind natürlich weiterhin wichtig. Um die sozialen Kontakte so gering wie möglich zu halten, wechseln sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem rotierenden Verfahren mit ihrem Einsatz in der Dienststelle und im Home-Office ab. Nur so können wir den Dienstbetrieb aufrechterhalten und unserer Verantwortung für eine funktionierende Steuerverwaltung – erst Recht in einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Krisenlage – gerecht werden. Zudem unterstützen wir unsere Beschäftigten mit vielfältigen Angeboten in dieser neuen und außergewöhnlichen Arbeitssituation. Dazu zählen beispielsweise Tipps, die das Arbeiten von zuhause erleichtern sollen oder auch Empfehlungen für Führungskräfte für die Mitarbeiterführung aus der Ferne. Darüber hinaus haben wir Online-Bewegungsangebote für die Pause eingerichtet. Selbstverständlich gibt es flächendeckend die Möglichkeit für Telefon- bzw. Videokonferenzen.

Die DSTG Hessen vertritt als Steuer-Fachgewerkschaft im Bereich des Hessischen Finanzministeriums den Großteil der Beschäftigten in der Finanzverwaltung. Auf was können wir bei Ihnen als Dienstherr verlässlich bauen?

Ich möchte die gute Zusammenarbeit mit der DSTG sehr gerne fortsetzen. In den letzten rund zwei Jahren ist die Rollenverteilung insbesondere zwischen Verwaltung, Personalvertretung und Gewerkschaft zum Wohle aller Kolleginnen und Kollegen in der Steuerverwaltung meiner Meinung nach richtig justiert worden – dadurch haben wir ein festes Fundament, für die von Ihnen angesprochene verlässliche Zusammenarbeit.

Wie werden Sie künftig die Zusammenarbeit mit der DSTG Hessen um ihren langjährigen Vorsitzenden und stellvertretenden Bundesvorsitzenden Michael Volz pflegen?

Wir stellen beispielsweise mit den SMART-Maßnahmen die Weichen für eine starke Steuerverwaltung: fachlich spezialisiert, attraktiv als Arbeitgeber. Wir stärken dank hoher Einstellungszahlen und der zielgenauen Öffnung für weitere Ausbildungsgänge und Berufsgruppen unsere personelle Situation. Sicherlich werde ich auch noch das eine oder andere aus meiner Erfahrungswelt beisteuern. Wie Sie vielleicht wissen, komme ich aus dem Handwerk. Dort geht es zupackend und offen zu. Mir ist ein guter Umgang, geprägt von gegenseitigem Respekt und Verlässlichkeit, wichtig. In diesem Sinne freue ich mich auf die künftige Zusammenarbeit!

Quelle: FINANZER im Interview mit Staatsminister Michael Boddenberg; in: Hessischer Finanzer, Ausgabe 6.2020, S. 7- 9.

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